12. Joseph

1.

Alif Lám Rá. Das sind die Verse desdeutlichen Buches.

2.

Wir haben es offenbart – den Koran aufarabisch -, damit ihr verstehet.

3.

Erzählen wollen Wir dir die schönste derGeschichten, indem Wir dir diesen Koran offenbaren, wiewohl du zuvorunter denen warst, die nicht die (nötige) Kenntnis besaßen.

4.

(Gedenke der Zeit) da Joseph zu seinem Vatersprach: «O mein Vater, ich sah elf Sterne und die Sonne und denMond, ich sah sie vor mir sich neigen.»

5.

Er sprach: «Du, mein Söhnchen, erzähle deinTraumgesicht nicht deinen Brüdern, sie möchten sonst einen Allschlaggegen dich ersinnen; denn Satan ist dem Menschen ein offenkundigerFeind.

6.

Also wird dein Herr dich erwählen und dichdie Deutung der Träume lehren und Seine Huld an dir vollenden und andem Geschlecht Jakobs, so wie Er sie zuvor an zweien deiner Vorvätervollendete, an Abraham und Isaak. Wahrlich, dein Herr istallwissend, allweise.»

7.

Gewiß, in Joseph und seinen Brüdern sindZeichen für die Suchenden.

8.

Da sie sprachen: «Wahrlich, Joseph und seinBruder sind unserem Vater lieber als wir, ob wir gleich einestattliche Schar sind. Unser Vater ist gewiß in offenkundigemIrrtum.

9.

Tötet Joseph oder treibt ihn aus in ein(fernes) Land; eures Vaters Aufmerksamkeit wird ausschließlich euersein, und ihr könnt sodann rechtschaffene Leute werden.»

10.

Einer unter ihnen sprach: «Tötet Josephnicht; wenn ihr aber etwas tun müßt, so werfet ihn in die Tiefeeines Brunnens; jemand von der Karawane der Reisenden wird ihn dannschon herausziehen.»

11.

Sie sprachen: «O unser Vater, warum traust duuns wegen Josephs nicht, obwohl wir es wahrhaftig gut mit ihmmeinen?

12.

Schicke ihn morgen mit uns, daß er sichvergnüge und spiele, und wir wollen sicher über ihn wachen.»

13.

Er sprach: «Es betrübt mich, daß ihr ihn mitfortnehmen wollt, und ich fürchte, der Wolf möchte ihn fressen,während ihr nicht auf ihn achtgebt.»

14.

Sie sprachen: «Wenn ihn der Wolf frißt, obwir gleich eine stattliche Schar sind, dann wahrlich werden wir dieVerlierenden sein.»

15.

Da sie ihn also mit sich fortnahmen und sicheinigten, ihn in die Tiefe eines Brunnens zu werfen, sandten Wir ihmdie Offenbarung: «Du wirst ihnen diese ihre Tat dereinst sicherlichverkünden, und sie werded es nicht wissen.»

16.

Und des Abends kamen sie weinend zu ihremVater.

17.

Sie sprachen: «O unser Vater, wir liefenmiteinander um die Wette und ließen Joseph bei unseren Sachenzurück, und da hat ihn der Wolf gefressen; du wirst uns doch nichtglauben, auch wenn wir die Wahrheit reden.»

18.

Sie hatten falsches Blut auf sein Hemdgebracht. Er sprach: «Nein; eure Seelen haben euch etwasvorgespiegelt. So (obliegt mir nun) geziemende Geduld. Und Allah istum Hilfe anzurufen wider das, was ihr erzählt.»

19.

Es kam eine Karawane von Reisenden, und sieschickten ihren Wasserschöpfer aus. Er ließ seinen Eimer hinab. «OGlücksbotschaft!», sagte er. «Hier ist ein Jüngling!» Und sieverbargen ihn wie einen Ballen Ware, und Allah wußte wohl, was sietaten.

20.

Sie verkauften ihn für einen winzigen Preis,für ein paar Dirhem, und darin waren sie enthaltsam.

21.

Der Marm aus Ägypten, der ihn gekauft hatte,sprach zu seiner Frau: «Mache seinen Aufenthalt ehrenvoll.Vielleicht kann er uns einmal nützlich werden, oder wir nehmen ihnals Sohn an.» Also setzten Wir Joseph im Land fest, damit Wir ihn(auch) die Deutung der Träume lehren möchten. Und Allah hat Machtüber Seinen Ratschluß, allein die meisten Meschen wissen es nicht.

22.

Als er seine Volkcraft erlangte, verliehenWir ihm Weisheit und Wissen. Also belohnen Wir die Gutes Tuenden.

23.

Und sie, in deren Hause er war, suchte ihn zuverführen gegen seinen Willen. Sie verriegelte die Türen und sprach:«Nun komm!» Er sprach: «Ich suche Zuflucht bei Allah. Er ist meinherr. Er hat meinen Aufenthalt ehrenvoll gemacht. Wahrlich, dieFrevler können nicht Erfolg haben.»

24.

Und sicher begehrte sie ihn, auch er hättesie begehrt, wenn er nicht ein deutliches Zeichen von seinem Herrngesehen hätte. Das geschah, auf daß Wir Schlechtigkeit undUnsittlichkeit von ihm abwendeten. Fürwahr, er war einer Unsererauserwählten Diener.

25.

Sie liefen beide zur Tür, und sie zerriß seinHemd von hinten, und sie trafen auf ihren Herrn an der Tür. Siesprach: «Was soll eines Lohn sein, der gegen dein Weib Böses plante,wenn nicht Kerker oder eine schmerzliche Strafe?»

26.

Er sprach: «Sie war es, die mich zu verführensuchte gegen meinen Willen.» Und ein Zeuge aus ihrem Haushaltbezeugte: «Wenn sein Hemd vorne zerrissen ist, dann hat sie dieWahrheit gesprochen und er ist der Lügner einer.

27.

Ist sein Hemd jedoch hinten zerrissen, dannhat sie gelogen und er ist der Wahrhaftigen einer.»

28.

Als er nun sah, daß sein Hemd hintenzerrissen war, da sprach er: «Fürwahr, das ist eine eurerWeiberlisten. Eure List ist wahrlich groß.

29.

O Joseph, wende dich ab von dieser Sache, unddu [o Frau], bitte um Vergebung für deine Sünde. Denn gewiß, dugehörst zu den Schuldigen.»

30.

Und Frauen in der Stadt sprachen: «Die Fraudes Aziz sucht ihren jungen Sklaven zu verführen gegen seinenWillen. Er hat sie zur Liebe entflammt. Wahrlich, wir sehen sie inoffenbarem Irrtum.»

31.

Als sie von ihrer Boshaftigkeit hörte, dasandte sie nach ihnen und bereitete ein Gastmahl für sie und gabeiner jeden von ihnen ein Messer und sprach (zu Joseph): «Kommheraus zu ihnen!» Als sie ihn sahen, staunten sie ihn an undschnitten sich in die Hände und sprachen: «Preis sei Allah! Das istkein Menschenwesen, das ist ein erhabener Engel.»

32.

Sie sprach: «Und dieser ist’s, umdessentwillen ihr mich getadelt habt. Ich habe allerdings versucht,ihn zu verführen gegen seinen Willen, doch er bewährte sich. Wenn ernun nicht tut, was ich ihn heiße, so soll er fürwahr ins Gefängnisgeworfen werden und der Gedemütigten einer sein.»

33.

Er sprach: «O mein Herr, mir ist Gefängnislieber als das, wozu sie mich einladen; und wenn Du nicht ihre Listvon mir abwendest, so könnte ich mich ihnen zuneigen und derTörichten einer sein.»

34.

Also erhörte ihn sein Herr und wendete ihreList von ihm ab. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende.

35.

Hierauf schien es ihnen passend, nachdem siedie Zeichen (seiner Unschuld) gesehen, daß sie (um ihren Ruf zuwahren) ihn auf eine Zeitlang einkerkerten.

36.

Es kamen mit ihm zwei Jünglinge insGefängnis. Der eine von ihnen sprach: «Ich sehe mich Weinauspressen.» Und der andere sprach: «Ich sehe mich auf meinem KopfeBrot tragen, von dem die Vögel fressen. Verkünde uns die Deutunghiervon, denn wir sehen, daß du der Rechtschaffenen einer bist.»

37.

Er antwortete: «Ich werde euch die Deutunghiervon verkünden, noch ehe das Essen, mit dem ihr versorgt werdet,zu euch kommt, noch bevor es zu euch kommt. Dies auf Grund dessen,was mich mein Herr gelehrt hat. Verlassen habe ich die Religionjener Leute, die nicht an Allah glauben und Leugner des Jenseitssind.

38.

Und ich folge der Religion meiner VäterAbraham und Isaak und Jakob. Uns geziemt es nicht, Allah irgendetwas zur Seite zu stellen. Dies ist etwas von Allahs Huld gegen unsund gegen die Menschheit, jedoch die meisten Menschen sindundankbar.

39.

O meine beiden Kerkergenossen, sindverschiedene Herren besser oder Allah, der Eine, der Allmächtige?

40.

Statt Ihn verehrt ihr nichts anderes alsNamen, die ihr selbst genannt habt, ihr und eure Väter; Allah hatdazu keine Ermächtigung herabgesandt. Die Entscheidung ist einzigbei Allah. Er hat geboten, daß ihr Ihn allein verehret. Das ist derbeständige Glaube, jedoch die meisten Menschen wissen es nicht.

41.

O meine beiden Kerkergenossen, was den einenvon euch anlangt, so wird er seinem Herrn Wein kredenzen; und wasden andern anlangt, so wird er gekreuzigt werden, so daß die Vögelvon seinem Kopfe fressen. Beschlossen ist die Sache, über die ihr umAuskunft fragtet.»

42.

Er sagte zu dem von den beiden, von dem erglaubte, er würde entkommen: «Erwähne meiner bei deinem Herrn.» DochSatan ließ ihn vergessen, es bei seinem Herrn zu erwähnen. so blieber einige Jahre im Gefängnis

43.

Und der König sprach: «Ich sehe sieben fetteKühe, und es fressen sie sieben magere; und sieben grüne Ähren und(sieben) andere dürre. O ihr Häupter, erkläret mir die Bedeutungmeines Traums, wenn ihr einen Traum auszulegen versteht.»

44.

Sie antworteten: «Wirre Träume! und wirkennen die Deutung der Träume nicht.»

45.

Und derjenige von den beiden, der entkommenwar und der sich erinnerte nach geraumer Zeit, sprach: «Ich willeuch die Deutung davon wissen lassen, darum sendet mich.»

46.

«Joseph! O du Wahrhaftiger, erkläre uns dieBedeutung von sieben fetten Kühen, die von sieben magern gefressenwerden, und von sieben grünen Ähren und (sieben) andern dürren, aufdaß ich zurückkehre zu den Leuten, damit sie es erfahren.»

47.

Er sprach: «Ihr werdet säen sieben Jahrelang, hart arbeitend und ohne Unterlaß, und was ihr erntet, lassetes in seinen Ähren, bis auf weniges, von dem ihr esset.

48.

Nach diesem werden dann sieben schwere Jahrekommen, die alles aufzehren werden, was ihr an Vorrat für sieaufgespeichert hattet, bis auf weniges, das ihr bewahren mögt.

49.

Dann wird nach diesem ein Jahr kommen, inwelchem die Menschen Erleichterung finden und in welchem sieGeschenke geben werden.»

50.

Der König sprach: «Bringt ihn mir.» Doch alsder Bote zu ihm kam, sprach er: «Kehre zurück zu deinem Herrn undfrage ihn, wie es den Frauen ergeht, die sich in die Händeschnitten, denn mein Herr kennt ihren Anschlag recht wohl.»

51.

Er sprach: «Wie stand es um euch, als ihrJoseph zu verführen suchtet gegen seinen Willen?» Sie sprachen: «Erhütete sich um Allahs willen. Wir haben nichts Böses über ihnerfahren.» Da sprach die Frau des Aziz: «Nun ist die Wahrheit ansLicht gekommen. Ich versuchte ihn zu verführen gegen seinen Willen,.und er gehört sicherlich zu den Wahrhaftigen.

52.

Dies, damit er (der Aziz) erfahre, daß ichnicht treulos gegen ihn war in (seiner) Abwesenheit und daß Allahden Anschlag der Treulosen nicht gelingen läßt.

53.

Und ich erachte mich selbst nicht frei vonSchwäche; denn die Seele gebietet oft Böses, die allein ausgenommen,deren mein Herr Sich erbarmt. Fürwahr, mein Herr ist allverzeihend,barmherzig.»

54.

Und der König sprach: «Bringt ihn mir, ichwill ihn für mich wählen.» Als er mit ihm geredet hatte, sprach er:«Du bist von heute an bei uns in Amt (und) Vertrauen.»

55.

Er sprach: «Setze mich über die Schatzkammerndes Landes, denn ich bin ein Hüter, ein wohlerfahrener.»

56.

Also setzten Wir Joseph im Land fest. Erweilte darin, wo immer es ihm gefiel. Wir gewähren Unsere Gnade, wemWir wollen, und Wir lassen den Lohn der Rechtschaffenen nichtverloren gehen.

57.

Der Lohn des Jenseits aber ist besser fürjene, die glauben und Gott fürchten.

58.

Es kamen die Brüder Josephs und traten zu ihmein; er erkannte sie, sie aber erkannten ihn nicht.

59.

Als er sie mit ihrem Bedarf ausgerüstethatte, da sprach er: «Bringt mir euren Bruder von eures VatersSeite. Seht ihr nicht, daß ich volles Maß (an Korn) gebe und daß ichder beste Gastgeber bin?

60.

Doch wenn ihr ihn mir nicht bringt, dannsollt ihr kein Maß von mir haben, noch sollt ihr mir nahe kommen.»

61.

Sie antworteten: «Wir wollen versuchen, ihnvon seinem Vater zu trennen; und das tun wir bestimmt.»

62.

Und er sprach zu seinen Dienern: «Stecket ihrGeld (auch) in ihre Satteltaschen, so daß sie es erkennen mögen,wenn sie zu ihren Angehörigen zurückgekehrt sind; vielleicht kommensie wieder.»

63.

Als sie zu ihrem Vater zurückgekehrt waren,sprachen sie: «O unser Vater, ein (weiteres) Maß (an Korn) ist unsverweigert worden, so schicke unseren Bruder mit uns, daß wir Maßerhalten, und wir wollen ihn hüten.»

64.

Er sprach: «Ich kann ihn euch nicht andersanvertrauen, als ich euch seinen Bruder zuvor anvertraut habe. DochAllah ist der beste Beschützer, und Er ist der barmherzigsteErbarmer.»

65.

Als sie ihre Habe öffneten, da fanden sie ihrGeld ihnen zurückgegeben. Sie sprachen: «O unser Vater, was könnenwir mehr wünschen? Dies unser Geld ist uns zurückgegeben. Wir werdenVorrat für unsere Familie heimbringen und unseren Bruder behüten,und überdies werden wir das Maß einer Kamellast haben. Das ist einleichterhältliches Maß.»

66.

Er sprach: «Ich werde ihn nicht mit euchsenden, ehe ihr mir nicht ein feierliches Versprechen im NamenAllahs gebt, daß ihr ihn mir sicher wiederbringt, es sei denn, ihrwerdet alle umringt.» Als sie ihm ihr feierliches Versprechengegeben hatten, sprach er: «Allah wacht über das, was wir sprechen.»

67.

Und er sprach: «O meine Söhne, ziehet nichtein durch ein einziges Tor, sondern ziehet ein durch verschiedeneTore; ich kann euch nichts nützen gegen Allah. Die Entscheidung ruhtbei Allah allein. Auf Ihn vertraue ich, und auf Ihn vertrauen sollendie Vertrauenden.»

68.

Als sie auf die Art eingezogen waren, wie ihrVater es ihnen geboten hatte, konnte er ihnen nichts nützen gegenAllah, außer daß ein Verlangen in Jakobs Seele war, das er (so)befriedigte; und er besaß gewiß großes Wissen, weil Wir ihn belehrthatten, allein die meisten Menschen wissen es nicht.

69.

Als sie vor Joseph traten, nahm er seinenBruder zu sich. Er sprach: «Ich bin dein Bruder; so betrübe dichnicht ob dessen, was sie getan haben.»

70.

Als er sie mit ihrem Bedarf versehen hatte,steckte er den Trinkbecher in seines Bruders Satteltasche. Dann riefein Ausrufer: «O ihr (Leute von der) Karawane, ihr seid wahrhaftigDiebe.»

71.

Sie sprachen, indem sie sich zu ihnenwandten: «Was ist es, das ihr vermisset?»

72.

Jene antworteten: «Wir vermissen denMaßbecher des Königs, und wer ihn wieder bringt, der soll eineKamellast erhalten, und ich bin Bürge dafür.»

73.

Sie erwiderten: «Bei Allah, ihr wisset doch,daß wir nicht gekommen sind, um Unheil im Land zu stiften, und wirsind keine Diebe.»

74.

Jene sprachen: «Was soll dann die Strafedafür sein, wenn ihr Lügner seid?»

75.

Sie antworteten: «Die Strafe dafür sei: der,in dessen Satteltasche er gefunden wird, soll selbst Entgelt dafürsein. Also lohnen wir den Übeltätern.»

76.

Da begann er (die Suche) mit ihren Säcken vordem Sack seines Bruders; dann zog er ihn aus seines Bruders Sackhervor. So richteten Wir es ein für Joseph. Er hätte nicht seinenBruder aufhalten können unter des Königs Gesetz, hätte nicht Allahes so gewollt. Wir erhöhen um Rangstufen, wen Wir wollen; und überjedem mit Wissen Begabten ist Einer, der Allwissende.

77.

Sie sprachen: «Hat er gestohlen, so hat zuvorschon sein Bruder Diebstahl verübt.» Jedoch Joseph hielt es inseinem Herzen geheim und offenbarte es ihnen nicht. Er sprach: «Ihr(scheint) in der übelsten Lage zu sein; und Allah weiß am besten,was ihr behauptet.»

78.

Sie sprachen: «O Hochmögender, er hat einengreisen Vater, so nimm einen von uns an seiner Statt; denn wirsehen, du gehörst zu denen, die Gutes tun.»

79.

Er antwertete: «Allah behüte daß wir einenandern nehmen sollten als den, bei dem wir unser Eigentum gefundenhaben; wir wären sonst wahrlich ungerecht.»

80.

Als sie all ihm verzweifelten, gingen sieabseits, heimlich beratend. Es sprach ihr Ältester: «Wißt ihr nicht,daß euer Vater von euch ein feierliches Versprechen im Namen Allahsempfangen hat und wie ihr zuvor in eurer Pflicht gegen Josephgefehlt habt? Ich will darum das Land nicht verlassen, bis meinVater es mir erlaubt oder Allah für mich entscheidet, und Er ist derbeste Richter.

81.

Kehret ihr zurück zu eurem Vater und sprecht:”O unser Vater, dein Sohn hat gestohlen; und wir haben nurausgesagt, was wir wußten, und wir konnten nicht Wächter sein überdas Verborgene.

82.

Frage nur die Stadt, in der wir waren, unddie Karawane, mit der wir kamen; gewiß, wir sprechen die Wahrheit.”»

83.

Er sprach: «Nein, eure Seelen haben euchetwas vorgespiegelt. So (obliegt mir nun) geziemende Geduld.Vielleicht wird Allah sie mir alle wieder bringen; denn Er ist derAllwissende, der Allweise.»

84.

Und er wandte sich ab von ihnen und sprach:«O mein Kummer um Joseph!» Und seine Augen wurden tränenvoll vorKummer, dann unterdrückte er (seinen Schmerz).

85.

Sie sprachen: «Bei Allah, du wirst nichtaufhören, von Joseph zu sprechen, bis du dich ganz verzehrt hastoder zu denen gehörst, die zugrunde gehen.»

86.

Er antwortete: «Ich klage nur meinen Kummerund meinen Gram zu Allah, und ich weiß von Allah, was ihr nichtwisset.

87.

O meine Söhne, ziehet aus und forschet nachJoseph und seinem Bruder und verzweifelt nicht an Allahs Erbarmen;denn an Allahs Erbarmen verzweifelt nur das ungläubige Volk.»

88.

Als sie vor ihn (Joseph) traten, da sprachensie: «O Hochmögender, Armut hat uns geschlagen und unsere Sippe, undwir haben eine geringe Summe Geld gebracht, so gib uns das volle Maßund sei wohltätig gegen uns. Wahrlich, Allah belohnt dieWohltätigen.»

89.

Er sprach: «Wißt ihr, was ihr Joseph undseinem Bruder antatet, da ihr töricht wart?»

90.

Sie antworteten: «Bist du etwa gar Joseph?»Er sprach: «Ich bin Joseph, und dies ist mein Bruder. Allah istfürnwahr gnädig gegen uns gewesen. Wahrlich, nver rechtschaffen undstandhaft ist – nimmermehr läßt Allah den Lohn der Guten verlorengehen.»

91.

Sie antworteten: «Bei Allah, siehe, Allah hatdich bevorzugt vor uns, und wir sind fürwahr Schuldige gewesen.»

92.

Er sprach: «Kein Tadel treffe euch heute.Möge Allah euch vergeben! Denn Er ist der barmherzigste Erbarmer.

93.

Nehmt dies mein Hemd mit und legt es vormeinen Vater; dann wird ihm Kenntnis werden. Und bringt alle eureAngehörigen zu mir.»

94.

Als die Karawane aufgebrochen war, sprach ihrVater: «Siehe, wahrlich, ich spüre den Geruch Josephs,wenn ihr michauch für schwachsinnig haltet.»

95.

Sie antworteten: «Bei Allah, du bist gewiß indeinem alten Irrtum.»

96.

Als nun der Freudenbote kam, da legle er esvor ihn, und er ward aufgeklärt. Er sprach: «Habe ich euch nichtgesagt: Ich weiß von Allah, was ihr nicht wisset?»

97.

Sie sprachen: «O unser Vater, bitte für unsum Verzeihung unserer Sünden; denn wir sind fürwahr Schuldigegewesen »

98.

Er sprach: «Ich will Verzeihung für euch vonmeinem Herrn erbitten. Wahrlich Er ist der Allverzeihende, derBarmherzige.»

99.

Als sie vor Joseph traten, nahm er seineEltern bei sich auf und sprach: «Ziehet ein in Ägypten in Frieden,wie es Allah gefällt.»

100.

Und er hob seine Eltern auf den Thron, undsie warfen sich (alle) fußfällig nieder um seinetwillen. Und ersprach: «O mein Vater, dies ist die Erfüllung meines Traums voneinst. Mein Herr hat ihn wahr gemacht. Und Er hat gnädig an mirgehandelt, als Er mich aus dem Kerker führte und euch aus der Wüsteherbrachte, nachdem Satan zwischen mir und meinen Brüdern Zwietrachtgestiftet hatte. Wahrlich mein Herr ist gütig zu wem Er will; dennEr ist der Allwissende, der Allweise.

101.

O mein Herr, Du hast mir nun Herrschaftverliehen und mich die Deutung der Träume gelehrt. O Schöpfer derHimmel und der Erde, Du bist mein Beschützer in dieser Welt und inder künftigen. Laß mich sterben in Ergebenheit und vereine mich mitden Rechtschaffenen .»

102.

Dies ist Kunde von dem Verborgenen, das Wirdir offenbaren. Du warst nicht bei ihnen, als sie sich über ihrenPlan einigten, indes sie Ränke schmiedeten.

103.

Und die meisten Menschen werden nichtglauben, magst du es auch noch so eifrig wünschen.

104.

Du verlangst von ihnen keinen Lohn dafür.Vielmehr ist es eine Ehre für die ganze Menschheit.

105.

Und wie viele Zeichen sind an den Himmeln undauf Erden, an denen sie vorübergehn, indem sie sich von ihnenabwenden!

106.

Und die meisten von ihnen glauben nicht anAllah, ohne daß sie (Ihm zugleich) Götter zur Seite stellen.

107.

Fühlen sie sich denn sicher davor, daß nichteine überwältigende Strafe von Allah über sie kommt oder daß nichtplötzlich die «Stunde» über sie kommt, während sie nichts ahnendsind?

108.

Sprich: «Das ist mein Weg: Ich rufe zu Allah.Ich und die mir folgen, haben sichere Kenntnis. Und heilig istAllah; und ich gehöre nicht zu den Götzendienern.»

109.

Auch vor dir entsandten Wir nur Männer, denenWir Offenbarung gaben, aus dem Volk der Städte. Haben sie denn nichtdie Erde durchwandert und gesehen, wie das Ende derer vor ihnen war?Und gewiß, die Wohnstatt des Jenseits ist besser für dieGottesfürchtigen. Wollt ihr denn nicht begreifen?

110.

Als nun die Gesandten (an den Ungläubigen)verzweifelten und glaubten ,wie Lügner behaudelt zu werden, kamUnsere Hilfe zu ihnen; da ward der errettet, den Wir wollten. UndUnsere Strafe kann nicht abgewendet werden von dem sündigen Volk.

111.

Wahrlich, in ihren Geschichten ist eine Lehrefür Menschen von Verstand. Es ist keine erdichtete Rede, sonderneine Erfüllung dessen, was ihm vorausging, und eine deutlicheDarlegung aller Dinge und Führung und Barmherzigkeit für ein Volk,das da glaubt.